Turmbläsermeister der Schmutzfink

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Quelle:  Museum der alten Kaufmannschaft

Der Rathausturm war der zentrale Punkt des engen Stadtzentrums. Dass der Turmbläser seine Bett- und Unterwäsche auf der Balustrade des Turms aufhängt, lässt sich mit Sicherheit nicht gut mit der Bedeutung des Turmes als Symbol der städtischen Selbstverwaltung, als Zeichen von Ernst und Erleuchtung in Einklang bringen.

Die Funktion des Turmbläsers war einst mit dem Turm untrennbar verbunden und für das Leben der städtischen Gemeinde äußerst wichtig. Wahrscheinlich kommt das von den schon in frühen Zeiten immer auf den Türmen präsenten Wächtern, deren Aufgabe es war, die Ordnung der Stadt zu überwachen und vor drohenden Gefahren zu warnen, egal ob diese aus Naturkatastrophen oder feindlichen Truppen nahe der Stadt bestanden.

Über die Pflichten des Turmbläsermeisters erfahren wir aus einem Dokument vom 9. April 1599, welches der deutsche Historiker Heinrich Schubert entdeckte. Dieses Dokument legt die Pflichten des neu eingestellten städtischen Turmbläsermeisters Georg Schmidt (der erste, dessen Namen wir kennen) dar:

"Erstens soll er jeden Tag vor Eins die Glocke läuten, und wenn es brennen würde – wovor uns Gott bewahre -  wäre es am Tag oder in der Nacht, sollte er die Glocke läuten und die Flagge zusammen mit einer brennenden Laterne in die Richtung, aus der er das Feuer sieht, aushängen. Zweitens, zu seinen Aufgaben gehört es, Tag und Nacht, die Wache am Rathausturm zu halten und dafür zu sorgen, dass jede Stunde, Tag und Nacht mit Turmblasen signalisiert wird. Drittens soll er jeden Morgen den gesamten vollen Tag mit Turmblasen signalisieren. Viertens, soll er vervierfacht am Nachmittag und am Abend  gute Motetten, nicht eine schrille Melodie abspielen. Fünftens, wenn in die Stadt Fremde kommen oder nur durch die Stadt fahren soll er das Signal geben."

Die schweidnitzer Turmbläsermeister haben ihren Dienst mit unterschiedlichem Erfolg geführt. Dank dem unersetzlichen Schubert erhalten wir Informationen über Beschwerden an den Stadtrat betr. die unzureichende Kontrolle über den Turm (im Jahre 1662), eine nicht richtig eingestellte Uhr und die Langsamkeit des Wachmannes (Jahr 1670) sowie die Tatsache, dass er sich erlaubt, die schmutzige Wäsche und andere Dinge auf der Balustrade des Turmes (Jahr 1761) aufzuhängen. Sicherlich war es kein leichter Posten. Es erforderte  beträchtliches Engagement und Selbstaufgabe. Es konnte auch gefährlich sein. Zum Zeitpunkt des Jahres 1594 beschrieben die Chronisten den Vorfall, dass ein Wind von ungewöhnlicher Stärke dem Turmbläsermeister die Trompete aus der Hand riss und sie auf die Kapuzen-Straße (oder Köppenstraße, heute Franziskaner-Straße) wehte. Die Bank "auf der der Trompeter, zu stehen pflegte, drehte der Wind über das Geländer und stürzte sie in einen der Schornsteine."

Schubert erwähnt in der Zeit von 1559 bis 1770 mit Namen sechzehn Turmbläsermeister. Es ist schwierig, mit Sicherheit festzustellen, wann die Funktion des Turmbläsermeisters, der manchmal auch Helfer hatte, zum letzten Mal ausgeübt wurde. Dieser Beruf ist wahrscheinlich Mitte des neunzehnten Jahrhunderts ausgestorben.

Quelle: Marek Furmankiewicz - „Historia i plany odbudowy wieży ratuszowej”( Geschichte und Pläne des Wiederaufbaus von dem Rathausturm) , „Rocznik Świdnicki 1998”, Heinrich Schubert"Skizzen aus der Geschichte der Stadt Schweidnitz", („Szkice z historii miasta Świdnicy”).

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