Moderne Zeiten (1500-1945)
Egal wie und wann wir Anfang und Ende historischer Ären festlegen, in die moderne Zeit sind die Swidnitzer mit einem schönen Rathausturm gegangen, der den ganzen Stolz der Bürger darstellte und wohl auch Anlass zu echter Bewunderung von Seiten anreisender Besucher gab. Er spielte weiterhin als eines der elegantesten Gebäude eine wichtige Rolle im Leben der Stadt. Leider schlug das Schicksal noch einmal zu, aber das wird erst 108 Jahre nach der letzten Zerstörung des Turms sein. Tauchen wir nun für eine kurze Weile in unsere Geschichte von dem Turm ein und gehen ein paar Dutzend Meter weiter auf die Koppenstraße (heute Franziskanerstraße).
Es war wahrscheinlich ein warmer neunter Tag des Monats Mai im Jahre 1528. In der vor Leben pulsierenden Stadt verbreitete sich blitzschnell die Nachricht, dass in der Schneiderwerkstatt von Wolfgang Mose Feuer ausgebrochen sei. Das Feuer drang schnell durch die hölzernen Schindeln und Dächer und zehrte von der hölzernen Bebauung der Innenstadt. Nach vier Stunden brannte fast die gesamte Innenstadt, einschließlich der fürstlichen Burg, des Rathauses und des Turms.
Wie in den alten Chroniken berichtet wird, fing Letzterer aufgrund der großen Hitze, die durch die Brände verursacht worden war, Feuer und die Turmspitze und die Uhr mit dem Glockenspiel wurden zerstört. Beschädigt wurden zudem alle Herrscherfiguren, die auf dem Turm aufgestellt waren, und deren Inneres ausbrannte. Weil das Feuer große Teile der Stadt zerstört hatte, konnten die Stadträte erst 20 Jahre nach diesen Ereignissen an den Wiederaufbau des Turms denken. Diese Baumaßnahmen sind insofern wichtig, dass die Spitze des Rathausturmes zum ersten mal mit einem Helm mit fensterlosen Flächen, angelehnt an den Helm des lubaner Turms, dessen unverwechselbare Form dem aus Świdnica aus der Zeit vor dem Sturz des Turmes ausgesprochen ähnelte, geschmückt wurde. Im Jahre 1548 reparierte man die Mauern des Turms, stellte die verschonten Figuren der Fürste und Könige wieder auf und setzte auf einen Helm, der mit Kupfer bedeckt und grün bemalt war, einen Spitzturm mit einer Kugel. Als letzter Akzent wurde nach sieben Jahren eine neue Uhr mit einem 24-Stunden-Zifferblatt montiert. Diese funktionierte nur eine relativ kurze Zeit, bis 1593, als sie durch eine Uhr mit einem bequemen 12-Stunden-Zifferblatt ersetzt wurde. Anlässlich der Rekonstruktion erwähnten die Chronisten zum ersten mal die Namen der Bauleute, die beim Bau des Turms mitgearbeitet hatten. Der "Bauleiter", wie wir es heute nennen, welcher "reich an Talent '' war, war Meister Peter Seliger, Zimmermann aus Jauer (Jawor), dem ein Sohn mit unbekanntem Namen half. Das Innere des Turms bedeckten zwei swidnitzer Maler, die Gebrüder Eustachius und Pantaleon Beuchel, mit Wandmalereien. In dieser Form überlebte der Turm 168 Jahre, bis 1716. Nur von Zeit zu Zeit berichteten die Chronisten über kleinere Schäden, die meist aufgrund von Witterungsbedingungen entstanden waren, und die nicht zu einer Außerbetriebsetzung führten. Der Rathausturm überlebte auch glücklich die Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1618-1848), der Świdnica ruinierte und es für viele Jahre in seiner Entwicklung behinderte.
Wenn Du aber, lieber Leser, denkst, dass das Feuer das Gebäude, welches schon so oft von ihm heimgesucht wurde, vergaß, dann irrst Du dich sehr. Führen wir unsere Reise durch die Jahrhunderte los und ziehen 168 Jahre weiter ins Świdnica Anno Domini 1716. Obwohl Świdnica seit 1601 eine hölzerne Wasserleitung hatte, und die meisten Gebäude aus Ziegeln und Stein gebaut und mit Dachziegeln anstelle von Holzschindeln gedeckt wurden, war die Gefahr von Großfeuern immer noch so groß wie im Mittelalter. Dies mussten die Swidnitzer am 12. September dieses Jahres schmerzlich entdecken, als ein scheinbar harmloses Feuer im Gasthaus "Zum schwarzen Raben", das direkt vor dem Striegauer-Tor (Umgebung der heutigen Kommunarden-Straße und um das Museum herum) lag, ausbrach. Vielleicht wäre es möglich gewesen, die Naturkraft im Ansatz zu stoppen, wenn - wie von den Chronisten berichtet - nicht ein starker Wind gewesen wäre, der an diesem Tag wehte. Er förderte die schnelle Übertragung von Feuer auf die benachbarte Gebäude, sodass nach kurzer Zeit die gesamte Innenstadt brannte. Insgesamt zerstörte das Feuer 165 Gebäude, darunter den Rathausturm, der nach zeitgenössischen Chroniken bis auf die „blanke Mauer“ zerstört wurde. Es ist nicht bekannt, ob der Zerstörung auch die Herrscherstatuen, die auf dem Turm angebracht waren, unterlagen.
Vier Skulpturen, die eher Kopien von den früheren Figuren sind, wurden später auf der Spitze der Westfassade des Rathauses platziert, von wo aus sie noch heute in die Stadt schauen. Andere werden sich noch auf dem Turm befunden haben, wie es Mitte des achtzehnten Jahrhunderts auf Zeichnungen dargestellt wurde. Diesmal begannen die Behörden von Świdnica fast unmittelbar mit dem Wiederaufbau des Turms, der in nur knapp einem halben Jahr wieder restauriert wurde! Die Arbeiten, die von Tischlermeister Fendler ausgeführt wurden, wurden im April begonnen und Oktober 1717 abgeschlossen, als die von einem Uhrmacher, Herrn Faulhaber aus Kłodzko (Glatz), gelieferte Uhr anfing, die Zeit zu messen. Die Arbeiten erwiesen sich als Murks des 18. Jahrhunderts, zumindest was die Dacheindeckung angeht (verantwortlich dafür war der Kupferschmied Dobrauschke). Bereits im Jahre 1733 musste das undichte Kupferdach einschließlich der morschen Holzbalken für die Helmkonstruktion ersetzt werden. Dieses mal führte der swidnitzer Gildenmeister Michael Seeger die Tischlerarbeiten durch, die Kupferabdeckung machten die Kupferschmiede Georg Weiß und Gottfried Rüffer und mit der Fertigstellung der Kugel auf der Turmspitze wurde im Jahre 1734 Johann Maisel betraut.
In unserer Reise durch die Zeit haben wir in der Finsternis des Mittelalters die Anfänge des Rathausturms entdeckt und vieles über seine verschiedenen Funktionen gelernt, doch im 18.Jahrhundert kam noch eine weitere wichtige, durch das Militär etablierte, hinzu.
Die Aktivitäten für den Wiederaufbau des Turms begannen unmittelbar nach der Unterzeichnung des Friedensvertrags im Jahre 1763. Die Arbeiten dauerten zwei Jahre und wurden von dem Maurermeister Kube und Architekten der Stadt Herrn Richter betreut. Die Uhr wurde von einem Uhrmacher namens Krause repariert und die Glocken wurden wieder von dem Glockengießer Johann Gescheidt aus Legnica (Liegnitz) gegossen. Die Arbeiten wurden im April 1765 abgeschlossen und der Turm bekam fast genau das Aussehen, wie er es bis zu seinem Zusammenbruch im Jahre 1967 halten sollte.
Eigentlich könnte unsere Reise durch die Jahrhunderte der Geschichte des Turms an dieser Stelle eine große Beschleunigung vornehmen. Über die nächsten 202 Jahre blieb der Rathausturm zum Glück von Katastrophen verschont. Während dieser Zeit wurde er mehrmals kleineren Reparaturen und Renovierungen unterzogen (zum Beispiel im Jahr 1822, als man ihn neu verputzte), die jedoch das Aussehen des Rathausturms nicht grundlegend veränderten. Mehrere Male wurde die Spitze des Turms repariert oder die Fenster und Türen ausgetauscht. Der Turm wurde fast ausschließlich als Aussichtspunkt und in gewisser Weise als Werbemittel der Stadt genutzt. Bei verschiedenen Zeremonien wurde er, wie die aufgenommenen Bilder zeigen, mit Girlanden und Fahnen geschmückt. Nach der Elektrifizierung des Turms wurden auch Lautsprecher montiert, die zur Wiedergabe von Musik, Reden usw. benutzt wurden. Aus all seinen früheren Funktionen, die er über die Jahrhunderte hinweg erfüllte, blieb nur die symbolische, dominierende Rolle in der Stadt, die von seiner reichen Geschichte zeugt.