Kugeln, Sterne, kleine Hähne
Quelle: A. Dobkiewicz Das Fähnchen, das auf dem Rathausturm montiert wurde, noch vor dessen Vergoldung. |
Im Laufe seiner Geschichte war die Spitze des Turmhelms mit verschiedenen Elementen verziert. Vielleicht befanden sich dort auch schon im Mittelalter, als der Turm mit einem einfachen vierseitigen Dach bedeckt war, einige Verzierungen, vielleicht in Form einer Kugel mit einer feinen, kleinen Spitze.
In der Mitte des 16. Jahrhunderts war der Turm mit einer scharfkantiger Spitze gekrönt, auf der ein kleiner Hahn angebracht war. Im Jahre 1559 ersetzte ihn die Turmspitze mit einem Stern obenauf, die bis zu dem großen Sturm am 28. Dezember 1612 überstand. Bei der Renovierung des Turmhelms im Jahre 1734 befestigte der Tischlergeselle Johann Maisel am 31. Juli eine Kugel auf der Turmspitze befestigt, die verschiedene Sorten von Dokumenten enthielt. Diese wurden in einem Brand des Turms zerstört, der bei dem Bombardement der Stadt durch die Österreicher im Jahre 1757 verursacht wurde. Als der Turm im Jahre 1765 wiederaufgebaut wurde, hat man auf der Spitze eine vergoldete Flagge mit dem preußischen Adler und der Inschrift "Sic cedit nunquam nec soli, nec orbi" (lateinisch: "Er gibt weder der Sonne noch der Welt nach") angebracht. Es war eine Form der Danksagung der Stadträte an den preußischen König Friedrich II., der finanziell "dazu gelegt hatte", um den Turm zu restaurieren. Im Jahre 1822 wurden anlässlich von Putzarbeiten auf dem Turm in die renovierte Kugel auf der Turmspitze eine Kupferdose mit Münzen und verschiedenen Dokumenten eingelegt. In dem handschriftlichen Dokument, das von städtischen Beamten angefertigt wurde, lesen wir unter anderem:
„Im Jahre des Herrn (Anno Domini) 1822, wurde bei Angelegenheiten der Putzarbeiten im öffentlichen Rathaus und im Rathausturm festgestellt, dass der Zahn der Zeit Kugel und Wimpel nicht verschont hat. Daher wurden Stern, Wimpel und Kugel, in denen es keine Erinnerungen an alte Zeiten gab, am 12. Oktober von der Spitze des Turms entfernt, repariert und heute, also am 14. November, mit Gotteshilfe noch einmal auf ihrem alten Platz angebracht. Der obere Teil der Kugel wurde von dem örtlichen Bürger und Kupferschmied Karl Christoph Henkel erneut aus Kupfer gemacht. Kugel, Wimpel und Stern wurden erneut von dem Bürger und Senioren der Gilde der Messingschmiede Ernest Gottlieb Reuters vergoldet. Abnahme und die Festsetzung hat mit Mut, Geschicklichkeit und Fachwissen ein Bürger des Dorfes Boguszów (Gottesberg), der Dachdecker (Franz Klumm), erledigt, der jedoch beschlossen hat, sich in Świdnica (Schweidnitz) sesshaft zu machen. [...] Wir glauben, dass unsere Nachkommen es wünschen würden dass wir ein paar Ereignisse aus der Geschichte der Stadt und unserer Zeit erwähnen, sodass wir in die Kugel folgendes einlegen […].”
Das Dokument in der Kugel enthielt u.a. Informationen über die Bevölkerungszahl, Berufe, militärische Einheiten die in Świdnica (Schweidnitz) stationiert waren, Schulen und öffentliche Gebäude als auch die Namen der Handwerker und städtischen Beamten etc. Diese Dose überstand in der Kugel bis 1967. Nach dem Einsturz des Turmes wurde sie gefunden und an das Museum der alten Kaufmannschaft in Świdnica abgegeben. In der Nacht des 2. Januar 1855 fiel der preußische Adler von der Spitze runter und ist nie mehr auf den Helm zurückgekehrt. Auf den Bildern aus dem frühen 20. Jahrhundert ist der Turm noch mit Kugel, Wimpel und Stern geschmückt, aber auf einem der erhaltenen Fotos aus dieser Zeit ist oben auf der Spitze des Turms auch ein Kreuz sichtbar. Es wird aber nur relativ kurz den Rathausturm geschmückt haben. Auf den Fotos nach 1945 ist es schon weg. Nach einiger Zeit verschwand auch der Stern. Zum Zeitpunkt des Einsturzes im Jahr 1967 waren auf dem Turm nur Kugel und Wimpel zu sehen.
Quelle: Mark Furmankiewicz - "Geschichte und Pläne für den Wiederaufbau des Rathausturms", "Świdnicki Jahrbuch 1998", Heinrich Schubert, "Skizzen aus der Geschichte der Stadt Schweidnitz" Ikonographie wurde zur Verfügung gestellt vom Museum der alten Kaufmannschaft.